Mein Weg führt mich heute in die Galerie Art 28 im Tübinger Gewerbegebiet Au/Unterer Wert. Die Kunstgalerie besticht mit wechselnden Ausstellungen zumeist aus dem Bereich Pop-Art. Vom 1. – 25. März wird der Künstler David Tollmann gezeigt und ich besuche die offizielle Ausstellungseröffnung.
Ich kannte einige Bilder von David bereits aus der Art 28, die neben einer wechselnden Ausstellung immer auch Künstler dauerhaft präsentiert. Pünktlich zu Beginn der Vernissage ist der Ausstellungssaal gut gefüllt, ein Hereinkommen kaum möglich. Wer zu spät kommt, muss die Eröffnung vom Flur aus wahrnehmen.
Der Künstler David Tollmann
Die Eröffnungsrede beantwortet viele Fragen rund um den Künstler David Tollmann. David stammt in dritter Generation aus einer Künstlerfamilie. Er ist der Schönheit von Frauenkörpern verfallen, die er zu seinem Markenzeichen gemacht hat. Die farbenfrohen Bilder werden mit der Tube bearbeitet, seine Lieblingsfarbe ist orange; überhaupt alle leuchtenden Farben, die gute Laune machen. Zufrieden ist er mit seiner Arbeit, nachdem er sie signiert hat, eigentlich nie. Er nimmt das positiv, sieht darin den Antrieb, sich immer weiterzuentwickeln und zu verbessern.
Wie können wir uns das Leben als Künstler vorstellen, fragt der Moderator. David lacht „Das Leben als erfolgreicher Künstler stellen sich viele einfach vor, ist in Wirklichkeit aber anstrengende Arbeit und teilweise zäh.“ Er erzählt von Zeiten, in denen er wenig besaß, auf einer Matratze in seinem Atelier schlief und Thunfisch aus der Dose aß; Hauptsache, die Farbe ließ sich bezahlen.
Nun befindet er sich in anderer Position, hat sich in seiner Heimat Hannover eine alte Schnapsdestillerie gekauft und als Atelier umgebaut. Dort arbeitet er an seinen Werken. Er liebt die große Leinwand. Dies kann sich nicht jeder leisten. Die Preise für die großen Bilder liegen im fünfstelligen Bereich.
Doch David will, dass seine Kunst für jedermann zugänglich ist, im finanziellen wie auch im räumlichen Rahmen. So bietet er auch günstigere Werke an. Diese Bilder sind teils nicht frei aus der Hand gemalt. Das Motiv wird auf die Leinwand gedruckt und vom Künstler mit der Tube nochmals übermalt. Das Übermalen demonstriert er live während der Vernissage. Der gesamte Abend wird von einem Saxophonspieler begleitet. Als David zur Tube greift und an einem seiner Werke arbeitet, wird sogar kurz das Tanzbein geschwungen. Auch dies ist bei David ein Prozess beim Malen, er verarbeitet jegliche Gefühle in seiner Arbeit.
Die Wirkung der Werke auf mich
Es wird langsam leerer, die Besucher zieht es Richtung Häppchen und einem Glas Wein. Die Galerie Art 28 hat viele, sehr zuvorkommende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine Mitarbeiterin erzählt mir, dass es logistisch für den Transport oft schwierig ist, so große Werke wie von David ausstellen zu können. Darüber hatte ich mir tatsächlich keine Gedanken gemacht.
Ich lasse jetzt die Bilder in Ruhe auf mich wirken. Dabei verliere mich in den ausdruckskräftigen, bunten Farbkombinationen. Das Motiv, der Frauenkopf mit seinen vielen runden Formen, tritt in den Hintergrund. Mir machen die Bilder gute Laune. Zu gerne hätte ich ein großes, weißes und sehr cleanes Loft. Darin, über dem Bett hängend, in einem goldenen Rahmen, ein Bild von David. Einmal die Runde in der Ausstellung gedreht, hängt das größte Werk der Ausstellung in einem goldenen Rahmen. Ich muss schmunzeln. Die Preiskategorie ist nicht meine, aber träumen darf ich jawohl noch.
Mein Fazit
Wer Lust auf farbenfrohe Bilder hat und einen ersten Zugang zur Kunst schaffen möchte, ist bei dieser Ausstellung, die noch bis zum 25. März 2023 läuft, genau richtig. Der Eintritt ist frei, Parkplätze sind direkt vor dem Haus verfügbar.
